Matthäus 5, 33 -37
Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und
die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei
mit euch allen.
Liebe Gemeinde,
am 22. September haben wir Deutschen
einen neuen Bundestag gewählt. Wenn sich dann irgendwann eine
neue Regierung gebildet hat, werden wir ihn wieder hören: Den
Amtseid der Bundeskanzlerin und der Minister. Dieser lautet:
Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen
Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das
Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen,
meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen
jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.
Auch Soldaten, Richter und Staatsbeamten
werden vereidigt. Eide und Schwüre als Bekräftigung dessen, was
man sagt, begegnen uns ganz oft. Natürlich auf völlig
unterschiedlichen Niveau. Großes Indianerehrenwort
oder auch Beim Barte des Propheten.
Können Sie mir das bitte schriftlich geben? Schwören
das ist eigentlich nur für ganz besondere Fälle gedacht
und auch nur dort angebracht, wo es wirklich um etwas ganz
Wichtiges geht. Und es sollte dann auch wirklich ernst gemeint
sein. Denn wenn ich im Alltag bei jeder zweiten Aussage
hinzufüge "ich schwör's" und dabei vielleicht
hinter dem Rücken noch die Finger überkreuze, um diesen "Schwur"
gleich wieder ungültig zu machen, dann macht das Schwören
keinen Sinn und ich selbst werde ziemlich schnell total
unglaubwürdig. Denn erstens wird mir dann niemand mehr etwas
glauben ohne dass ich es ausdrücklich beschworen habe, und
zweitens wird ziemlich schnell heraus kommen, dass man sich
selbst auf meine Aussagen mit Schwur nicht unbedingt verlassen
kann. Kein gutes Image!
In der Bergpredigt hat Jesus auch klar
Stellung zum Schwören bezogen: Hören wir den Text aus dem
Matthäusevangelium 5, 33-37:
33 Ihr habt
weiter gehört, dass zu den Alten gesagt ist (3.Mose 19,12; 4.Mose
30,3): »Du sollst keinen falschen Eid schwören und sollst dem
Herrn deinen Eid halten.«
34 Ich aber
sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei
dem Himmel, denn er ist Gottes Thron; 35 noch bei der
Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei Jerusalem,
denn sie ist die Stadt des großen Königs. 36 Auch sollst
du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein
einziges Haar weiß oder schwarz zu machen.
37 Eure Rede
aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.
Jesus möchte, dass wir als Christen hier
anders sind und anders kommunizieren. An die Stelle von
Verheimlichung und Heuchelei sollen wir auf Ehrlichkeit und
Wahrhaftigkeit setzen. Christen sollen glaubwürdig sein. Ein Ja
soll ein Ja und ein Nein soll ein Nein sein. Und zwar egal in
welchem Setting, ob das zuhause in der Familie oder unter
Freunden oder in der Schule oder im Berufsleben ist. Wir Christen
sollen das Salz der Erde und das Licht der Welt sein. Und dazu
gehört, dass wir uns in manchen Bereichen von den
Gepflogenheiten dieser Welt positiv abheben. Zum Beispiel im
Punkt der Ehrlichkeit. Dies ist sicher nicht immer leicht und
wird zuweilen auch Befremden und Konflikte auslösen. Aber zu
solchen spannenden Herausforderungen sind wir als Christen
berufen, liebe Gemeinde. Und wenn wir diese annehmen und danach
leben, so können wir gewiss sein, dass unser Herr bei uns ist
und uns dabei auch beistehen wird. Probieren wir es doch einfach
mal aus und schauen dann mal wie sich das in unserem Umfeld
auswirkt und wie spannend unser Leben dadurch auch wird.
Jesus
Christus, der Gottessohn, schaut uns an und gibt uns Bescheid.
»Lasst es bleiben! Ihr sollt überhaupt nicht schwören. Eure
Rede sei schlicht und einfach ja ja und nein
nein.« Das ist es nämlich, was mit dem Kommen Jesu auf
Erden deutlich geworden ist: Gottes Angesicht begegnet uns in
Jesu Angesicht. Gott blickt uns an; manchmal mit dem Verständnis
des Menschen für Seinesgleichen, manchmal auch mit dem Zorn des
Richters über die Bosheit des Sünders, manchmal mit der
Sanftheit des Hirten, der seiner Herde den Weg weist. Gott blickt
uns an durch das Angesicht Jesu, stets und schier nicht fassbar
mit unendlich großer Liebe. Da verliert niemand sein Gesicht! Da
wird niemand im Stich gelassen! Da ist Eindeutigkeit und Verlass!
Es gilt: Alle, die an ihn glauben werden nicht verloren
werden, sondern das ewige Leben haben. Darum ist Jesus
Christus gekommen. Dazu schaut er uns an. So groß ist die Liebe
Gottes. (Joh 3,16) Da ist einfach nur Gottes »Ja« zu uns. Und
darum kann auch unsere Rede schlicht und einfach ja, ja und nein,
nein sein. Jesus ermuntert uns zur eindeutigen Rede. Weil Gott
uns mit seinem eindeutigen »Ja« betrachtet, können wir es
wagen, den Dingen und dem anderen Menschen in die Augen zu sehen,
so wie Jesus uns in die Augen blickt, und die Dinge beim Namen zu
nennen. Jesus ermuntert uns zur eindeutigen Rede. Wir stehen und
fallen nicht mit der Frage, ob eine bestimmte Geschichte über
uns heraus kommt oder nicht. Wir stehen, weil Gott uns hält. Wir
überstehen unsere Fehler, weil Gott uns nicht fallen lässt.
Und manchmal wachsen wir sogar an dem Mut, mit dem wir uns
zu klarer Rede durchgerungen haben. Manchmal hilft das klare Ja
oder Nein uns und dem anderen weiter. Jesus ermuntert uns zur
eindeutigen Rede. Weil Gott mit seinem eindeutigen Ja zu uns
steht, können wir ebenso eindeutig widerstehen und klar und
deutlich aussprechen, wenn etwas falsch läuft.
Ich lese Ihnen den Predigttext noch
einmal in der modernen Übersetzung aus der Hoffnung für Alle:
33 "Ihr
kennt auch diese Anweisung des Gesetzes: 'Du sollst keinen
Meineid schwören und alles halten, was du vor Gott versprochen
hast.' 34 Ich sage
euch aber: Schwört überhaupt nicht! Schwört weder beim Himmel
- denn er ist Gottes Thron 35 noch bei der
Erde - denn sie ist der Schemel, auf dem seine Füße ruhen.
Beruft euch auch nicht auf Jerusalem, denn sie ist die Stadt
Gottes. 36 Verbürge
dich auch nicht mit deinem Kopf für etwas, denn du kannst ja
nicht einmal ein einziges Haar weiß oder schwarz wachsen lassen.
37 Sag einfach
'Ja' oder 'Nein'. Alle anderen Beteuerungen zeigen nur, dass du
dich vom Bösen bestimmen lässt."
Diese Wahrhaftigkeit wünsche ich mir
für unser Umgehen miteinander, in dieser Gemeinde, in dieser
Stadt und in diesem Land. Wie toll ist es doch, wenn wir uns
aufeinander verlassen könnten.
Da wollen wir von Jesus, unserem Herrn
und Bruder lernen. So spreche ich Amen, so soll es sein.
Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch
mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher
werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.