Lukas, 12, 42-48  Luther

42 Und der Herr sprach: Wer ist nun der treue und kluge Verwalter, den der Herr über sein Gesinde setzt, dass er ihnen zur rechten Zeit gebe, was ihnen an Getreide zusteht?

43 Selig ist der Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, solches tun sieht.

44 Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen.

45 Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr lässt sich Zeit zu kommen, und fängt an, die Knechte und Mägde zu schlagen, auch zu essen und zu trinken und sich vollzusaufen, 46 dann wird der Herr dieses Knechts kommen an einem Tage, an dem er's nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt, und wird ihn in Stücke hauen lassen und wird ihm sein Teil geben bei den Ungläubigen. 47 Der Knecht aber, der den Willen seines Herrn kennt und hat nichts vorbereitet noch nach seinem Willen getan, der wird viel Schläge erleiden.

48 Wer ihn aber nicht kennt und getan hat, was Schläge verdient, wird wenig Schläge erleiden. Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.

 

Hoffnung für Alle

42 Der Herr entgegnete: »Wie verhält sich denn ein kluger und zuverlässiger Verwalter? Angenommen, sein Herr hat ihm die Verantwortung für die übrige Dienerschaft übertragen und ihn beauftragt, jedem rechtzeitig die tägliche Verpflegung auszuteilen. 43 Dieser Verwalter darf sich glücklich schätzen, wenn sein Herr dann zurückkehrt und ihn gewissenhaft bei der Arbeit findet! 44 Ich versichere euch: Einem so zuverlässigen Mann wird er die Verantwortung für seinen ganzen Besitz übertragen. 45 Wenn jener Verwalter aber im Stillen denkt: ›Ach was, es dauert bestimmt noch lange, bis mein Herr kommt‹, und er fängt an, die anderen Diener und Dienerinnen zu prügeln, sich den Bauch vollzuschlagen und sich zu betrinken, 46 dann wird die Rückkehr seines Herrn ihn völlig überraschen. Denn sein Herr kommt, wenn er nicht damit rechnet. Er wird den Verwalter hart bestrafen und ihm den Lohn geben, den die Gottlosen verdienen. 47 Ein Verwalter, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber bewusst nicht danach richtet, wird schwer bestraft werden. 48 Wer dagegen falsch handelt, ohne es zu wissen, wird mit einer leichteren Strafe davonkommen. So wird von jedem, der viel bekommen hat, auch viel erwartet; und wem viel anvertraut wurde, von dem verlangt man umso mehr.«

 

Liebe Gemeinde,

wieder erzählt Jesus ein Gleichnis, indem er unser Leben, unsere Verantwortung vor Gott mit der Verwaltung eines Bauerngutes vergleicht. Er beschreibt dabei ein großes Gut mit vielen Knechten und Mägden, die mitarbeiten müssen. Über diese alle hat der Besitzer des Gutes einen Verwalter gesetzt. Heute würden wir von dem Manager einer Firma reden, das Ergebnis ist das gleiche.

Der Herr, der Besitzer hat ein Ziel: Er möchte, dass sein Gut ordentlich verwaltet wird. Also er will natürlich Gewinn aus seinem Besitz ziehen, aber nicht auf Kosten der Mitarbeitenden. Allen, die an dem Gut beteiligt sind, seien es die Knechte und Mägde, sei es der Verwalter, sei es der Besitzer selbst, soll es gut gehen.

Das leuchtet ein. Doch wie erreicht der Herr dieses? Er muss dem Verwalter vorgeben, was er will, und muss sich dann auf ihn verlassen. Denn der Herr ist selbst nicht anwesend, er kümmert sich nicht selbst darum, dafür hat er den Verwalter.

Und nun erzählt Jesus im Prinzip von vier verschiedenen Arten von Verwaltern. Der erste ist gut und tut genau das, was der Herr von ihm verlangt. Er sorgt für die Untergebenen und mehr für alle den Wohlstand. Dieser Verwalter wird belohnt werden.

Der zweite Verwalter dagegen wird nachlässig. Ihm dauert das alles zulange, er beginnt zu schludern und sucht seinen eigenen Vorteil. Er kümmert sich nicht mehr um das Wohl der Mitarbeitenden, sondern nützt sie schamlos aus. Dieser Verwalter wird vom Herrn nicht belohnt werden, sondern wird ein strenge Strafe erhalten. Jesus sagt: „Der Herr wird ihn in Stücke hauen lassen!“

Der dritte Verwalter ist ähnlich wie der zweite: Er kennt zwar seine Aufgaben, aber er handelt nachlässig und lässt schon mal fünfe gerade sein. Auch dieser Verwalter wird bestraft werden, nicht mit dem Tod, sondern mit schweren Schlägen, weil er den Willen seines Herrn nicht getan hat.

Und der vierte Verwalter? Er weiß gar nicht, was Sache ist. Er kennt seine Aufgabe nicht. Mit ihm hat nie jemand gesprochen und ihn aufgeklärt über seine Funktion. Eigentlich kann er also für sein Verhalten nichts. Doch auch dieser Verwalter wird bestraft werden, nicht so streng allerdings wie die anderen.

Jesus erzählt dieses Gleichnis, weil er seinen Zuhörern etwas verdeutlichen will, so dass es jeder verstehen kann.

Der Herr, der Besitzer, das ist Gott. Der Verwalter, das sind wir, jeder einzelne unter uns. Und was verwalten wir? Das Gut, das der Verwalter in der Geschichte betreut, ist noch am ehesten mit unserem Leben zu vergleichen. Und die Knechte und Mägde sind die Menschen, mit denen wir zeit unseres Lebens umgehen und in Berührung kommen.

Die Frage ist nun: Wie leben wir unser Leben? Unser Leben ist eine Aufgabe, die wir erfüllen müssen. Unser Leben ist uns von Gott geschenkt, und wir sollen etwas daraus machen.

Und jetzt gibt es verschiedene Arten von Menschen, die mit diesem Geschenk ganz unterschiedlich umgehen. Ich fange von hinten an: Beim vierten Verwalter: Was ist das für ein Mensch?

Dieses Art von Mensch hat von Gott nichts oder fast nicht gehört. Er kennt keine Gebote, kennt nicht die gute Nachricht von der Erlösungstat Christi. Er schlängelt sich durchs Leben, nicht ganz gut, nicht ganz schlecht.

Warum dieser Mensch noch nie etwas von Gott gehört hat ist unwichtig. Es mag ein Mensch auf einer fernen Insel sein, der noch nie einem Christen begegnet ist. Und obwohl ihn keine Schuld trifft, verlangt Gott doch etwas von ihm: Dass er so gut wie möglich handelt. Es ließe sich streiten, ob das nun von Gott gerecht ist – auf uns jedenfalls trifft es nicht zu. Denn wir alle kennen die Botschaft Gottes.

Der dritte Verwalter war der nachlässige. Dieser Mensch hat von Gott gehört, glaubt vielleicht auch auf seine Weise. Doch eigentlich ist ihm das alles viel zu anstrengend. Zu dieser Sorte Mensch gehören diejenigen, die sagen: „Glauben kann ich noch, wenn ich erst alt bin. Jetzt will ich erst einmal mein Leben leben!“ Er kennt Gott, er weiß, wie er leben sollte, doch er schiebt das von sich weg: Dieser Mensch wird eine harte Strafe erhalten.

Der zweite Verwalter wird noch härter bestraft werden. Das war der, der ganz bewusst gegen den Willen seines Herrn verstoßen hat, der seine Knechte und Mägde unterdrückte und misshandelte. Als Mensch kennt er den Willen Gottes, kennt die Gebote, kennt die Botschaft Christi. Doch er sagt – mehr noch als der vorherige Mensch: „Das ist blöd! Ich will anders handeln, ich breche mit Bewusstsein die Gebote, ich handele den ethischen Maximen Jesu entgegen. Ich handele so, wie es für mich gut ist; die anderen sind mir egal: Jeder ist sich selbst der Nächste! Zuerst komme ich, und dann kommt niemand mehr!“

Es ist in unserem Text von Strafe die Rede, aber es gibt einen ganz anderen wichtigen Hinweis.

Der Herr kommt wieder, er kommt so wieder, dass er plötzlich da ist. Überraschend und unerwartet. Wer mit seinem Herrn rechnet, der ist vorbereitet und nicht überrumpelt. Wie ertappten Kinder geht es denen, die nicht damit rechnen, dass ihr Herr zurückkehrt. Und das nur, weil sie ein schlechtes Gewissen haben, weil sie wissen, dass ihr Handeln nicht recht war.

Und wenn ich darüber nachdenke, erkenne ich mich wieder in den verschiedenen Verwaltern. Ich weiß, das ich vieles falsch gemacht habe. Nicht, dass ich jemanden bewußt vernachlässigt hätte, aber ich kann bestimmt nicht jedem Menschen gerecht werden. Und ich bin schuldig geworden. Das ist mir bewusst.

Aber wenn ich auf Christus baue, wenn ich mich auf ihn und seine Heiltat am Kreuz berufe, dann heißt das auch: Ich versuche in meinem Leben so gut wie möglich zu leben. Ja, ich bin schuldig geworden in manchen Fällen. Ich habe Menschen betrübt, ich habe ihnen nicht geholfen, ich habe weggeblickt. Und ich werde auch in Zukunft schuldig werden. Ich kann gar nicht anders, das gehört leider zu meinem Menschsein dazu. Und doch sehe ich es als meine Aufgabe, mein Leben möglichst gut zu gestalten: Als Ziel so zu sein wie der erste Verwalter, auch wenn mir das wohl nie ganz gelingen wird. Ich möchte bereit sein, wenn Jesus wieder kommt. Und ich vertraue darauf, dass Jesus mir vergibt. Jeden Tag neu.

Und das möchte ich Ihnen zusprechen: wenn wir uns bemühen, es dem ersten Verwalter gleichzutun, dann wird der Herr Seines dazutun. Er wird uns segnen und begleiten. Wir müssen uns nur darauf einlassen.

Am Ende des Kirchenjahres und bei Beginn des Neues Kirchenjahres wird er bei uns sein und uns tragen.

Und so spreche ich Amen, so soll es sein.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.