So lese ich Ihnen den Predikttext für heute. Lukas-Evangelium 15, 1 – 7:

1 Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. 2 Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.

3 Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: 4 Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er "eins" von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er's findet? 5 Und wenn er's gefunden hat, so legt er sich's auf die Schultern voller Freude. 6 Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.

7 Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über "einen" Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.

 

Jesus nimmt wie so oft ein Beispiel des täglichen Lebens, um etwas klar zu machen.

Hier ist es das Bild eines Hirten mit seinen anvertrauten Schafen. Für uns ist dieses Bild zwar verständlich, aber nicht mehr wirklich unser Alltag.So lese ich Ihnen ein Geschihte vor, in die wir uns bestimmt gut hineienfühlen können.

 

 

Jesus meint tatsächlich keine Schafe, sondern Menschen, die vor Gott oder bei Gott velorengegangen sind.

Verlieren – Suchen – Finden                                                                           Aktiv

Verloren gehen – gesucht werden – gefunden werden                                    Passiv

 

 

Erstens: Gott ist auf der Suche nach dem Verlorenen!

Verloren ist, was nicht mehr dort ist, wo es hingehört. Was verloren ist, ist immer gefährdet. Wo etwas verloren geht, da zerreißt ein Zusammenhang. Wir meinen oft in unserer Menschenzentrierung: Wir suchen und finden Gott. Aber die Bibel sagt: Zuerst sucht Gott uns. Und es ist wichtiger, dass Gott uns sucht, als dass wir ihn suchen. Das ist das Geheimnis und die Besonderheit des biblischen Gottes, dass er uns immer zuvor kommt: Wir erkennen im Glauben, nachdem wir von Gott erkannt sind. Und wir ergreifen den Glauben, nachdem wir von ihm ergriffen worden sind. Auch wenn wir subjektiv gerne sagen: Ich habe Gott gefunden oder zum Glauben gefunden – ist die tiefere Wahrheit doch die: Gott hat sich auf die Suche gemacht nach uns. Das Bild vom verlorenen Schaf im Gleichnis macht das sehr deutlich: Rettung geschieht, weil der Hirte sich aufmacht. Das Schaf im Gleichnis tut nichts dazu, dass es gefunden wird. Der Hirte bietet alles auf. Das Schaf – und ich – soll wieder dort sein, wo es hingehört.

 

Zweitens: Gott ist auf der Suche nach dem Einzelnen!

Gott sucht alle Menschen, alle die veloren sind, aber er sucht nach jedem einzelnen. Er sucht die Beziehung zu Dir oder Dir oder Dir. Jeder Einzelne ist im wichtig.

 

Drittens: Gott ist auf der Suche nach seinem Eigentum!

Gott sucht die Menschen, die ihm gehören. Der Hirte sucht nach seinem Eigentum, seinen Schafen, seiner Herde. Sie gehören ihm, und er sorgt für sie und ihr Leben. So macht es auch Gott. Er findet nicht etwas, was vorher nicht schon Seines gewesen wäre. Es geht bei dem Hirten und bei Gott um ein Wieder-finden des verlorenen Eigentums. Zu dem, was einem gehört, hat man ein inneres Verhältnis. Die Schafe kennen den Hirten, der Hirte ruft sie mit Namen. Ein Schaf von Hundert ließe sich verschmerzen, wenn der Hirte nicht eben an jedem einzelnen mit dem Herzen hinge. Wenn Jesus in dieser Weise Gottes Handeln beschreibt, will er deutlich machen, was auch im Johannesprolog – also im ersten Kapitel des Evangeliums – steht: Gott kam in sein Eigentum.

Die Menschen sind Gottes verlorenes, schmerzlich vermisstes, kostbares und darum mühsam gesuchtes Eigentum. So will uns Gott letztendlich nicht für irgendeine noch so gute Sache gewinnen, sondern er will uns als seine Kinder leben sehen. In seiner Gemeinschaft und Nähe.

 

Sind es die Zöllner und die Sünder, die Jesus hier meint? Er sitzt mit Ihnen zu Tisch und sucht Ihre Gemeinschaft, um sie wieder auf den Weg zu bringen. Jawohl, sie sind es, die er sucht.

Sind es die Pharisäer und Schriftgelehrten, die er meint?  Ich meine: Ja. Auch sie sin des, die er sucht.

Sind es die Menschen, die diesem Text lessen und hören? Zum Beispiel, wir heute morgen?

Ja, auch das ist richtig. Wir sind auch gemeint. Jesus sucht uns. Dich und mich.

Vielleicht sind wir nicht richtig veloren gegangen. Vielleicht ist es ein Teil meines Lebens.

Jesus will uns Menschen ganz. Er will in uns Wohnung nehmen. So will er , dass alle Bereiche in unserem Leben ihm gegeben werden. Wie ist es mit Deinen Süchten? Luther sagt: Woran Du Dein Herz hängst, dort ist dein Gott. Wie ist mit Deiner Wahrheit, Deiner Liebe, Deinem Vertrauen?

Jesus sucht, das, was verloren ist. Und er freut sich, wenn Du ihm Dein ganzes Leben geben möchtest.

 

Er hält seine Arme auf und kommt uns entgegen, wie in der Geschichte vom verlorenen Sohn.

Er trägt uns selbst nach Hause, wie in der heutigen Geschichte vom verlorenen Schaf.

Und es wird Freude sein im Himmel. Die Engel und das Himmelreich feiern ein Fest.

Und wir sind eingeladen. Meine Hoffnung ist, das viele Menschen und auch Sie diese Einladung annehmen.

So spreche ich Amen. So soll es sein.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, sei mit euch allen. Amen