Matthäus 21, 14 - 17

Liebe Gemeinde,

Jesus hat sich öfter im Tempel aufgehalten, nicht immer gerne. Vor unserer heutigen Geschichte hat er sich geärgert, hat Händler und Wechsler aus dem Tempel gejagt, die Ehre des Hauses Gottes verteidigt. Und dann wendet er sich wie selbstverständlich denen zu, um derentwillen Gott Mensch geworden ist. Da setzt unser heutiger Predigttext ein: Matthäus 21, 14 - 17

14 Und es kamen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilte sie.
15 Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und sagten: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich 16 und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? Jesus sprach zu ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen (Psalm 8,3): »Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet«? 17 Und er ließ sie stehen und ging zur Stadt hinaus nach Betanien und blieb dort über Nacht.

Die Blinden und Lahmen werden geheilt, die Kinder erkennen das Wunder und jubeln, das Establishment ist entsetzt. Da könnt ja jeder kommen. Denn eigentlich dürften weder Blinde noch Lahme, noch Kinder sich im Tempel aufhalten.

Sie waren Außenseiter, sie gehörten an den Rand der Gesellschaft und nicht in ihren Mittelpunkt, schon gar nicht an die Heiligen Stätten.
In diesem Zusammenhang ist unsere Episode eine Geschichte aus einer Zeit, in der Kinder und Jugendliche nichts zu sagen hatten. Mit Sicherheit war das damals eine anstößige Geschichte – und sie ist vielleicht auch heute noch anstößig – Jesus der Teenie-Schwarm.

Wir erwarten klarere Zeugnisse, wissenschaftliche Beweise, Expertisen, belastbare Aussagen. Und nicht das Geschrei junger Menschen. Jesus sieht das anders. Nicht weil sie die einzigen sind, die sich zu ihm bekennen. Da gibt es auch ganz andere Geschichten zum Beispiel vom Einzug in Jerusalem.

Aber er freut sich, weil er sie ernst nimmt. Jesus sucht gerade die Außenseiter, die die keiner ernst nimmt und denen keiner etwas zutraut. Dazu gehören Kinder und Jugendliche, dazu gehören Blinde und Lahme, Menschen mit Behinderung und dazu gehören Frauen und Zöllner.

Es ist ja auch kein wohlerzogener Kinderchor, der hier das Hosianna anstimmt, sondern ein wilder Haufe ungezügelter Kinder und Jugendlicher, die das Lob Gottes in die Welt brüllen oder grölen. Kinder, die spielen, wo es gerade eine Möglichkeit gibt. Und Jesus berührt sie in ihrem Alltag.

Es geht immer wieder um die Kleinen, um die Ausgegrenzten, die Blinden und Lahmen, die Kinder und Jugendlichen, ….

Jesus geht es um Menschen in ihrer ganzen Vielfalt mit all ihren Eigenarten und Besonderheiten. Er wusste schon damals, was heute noch viele nicht verstehen, dass jeder Mensch eine einzelne Persönlichkeit ist, ein Individuum mit ganz eigenen Ideen, Ansichten, Vorlieben und Wünschen.

Wir lernen ja heute schon Kinder nach der Geburt als Einzelpersonen wahrzunehmen, ob wohl Großeltern manchmal das Kind reduzieren wollen. Das hat es vom Opa, das von der Tante etc. Da wird dann schnell kein eigenes Stück mehr an dem Kind gelassen. Vielleicht muss ich das noch lernen, dass jeder Mensch ein Unikat ist, eine ganz eigene Persönlichkeit.

Und diese Kinder und Jugendliche tun, was im Sinne Jesu ist. Sie benutzen die Öffentlichkeit um Jesus zu loben. Sie schreien das Lob Christi in die Welt und vor allem durch die Heiligen Hallen des Tempels. Und sie werden dessen nicht müde. Die Händler und Geldwechsler sollen verschwinden und Platz machen für Kinder und Jugendliche, die lärmen, toben und Gott loben.

Und wir dürfen staunen: Denn dort gehört das Lob Christi hin – unter die Menschen dort wo sie sich versammeln, auf die Straßen, Plätze und Märkte, in die Schulen und an die Arbeitsplätze.

Gott ist ein lallendes hilfloses Baby in der Krippe geworden und lässt sich das Lob von Kindern und Jugendlichen gefallen. Und das hat Folgen für uns und unsere Art, unseren Glauben zu leben.

Wenn womöglich wirklich eines Tages das angeblich christliche Abendland islamisiert sein sollte, dann nicht wegen eines Aggressiven Islam, sondern wegen der Vielen ChristInnen, die immer noch meinen, ihr Glaube gehörte ins Abseits, in die stille Kammer, hinter dicke Kirchenmauern, das geht niemanden etwas an.

Unglaube kommt in die Welt, weil sich zu wenige der JüngerInnen Jesu heute ein Beispiel an diesen Kindern und Jugendlichen nehmen, weil zu wenige wirklich von ihrem Glauben, von dem, was sie bewegt, reden.

Und darum müssen wir das immer neu lernen. Nicht nur hören, singen und beten, sondern auch reden, schreien gehören zum Wesen des Glaubens. Die Botschaft von Jesus Christus will hinausposaunt werden in die Welt, sie will bekannt gemacht werden. Sie ist nämlich viel mehr wert als das, was unsere Presse heute über Promis, Sport und Busen-OPs zu vermelden haben.

Darum muss unser Herr Jesus in die Schlagzeilen. Darum kann auch das Luther-Jubiläum wertvoll werden, wenn Menschen über den Umweg Luther das Evangelium von Jesus Christus hören. Wenn am 28. Mai der große Festgottesdienst in Wittenberg ist oder am 25. Juni in Augsburg die 500 Jahre Reformation gefeiert werden, dann geht der Glaube auf die Strasse und in Lieder und in Gebete wird Gott gelobt und bezeugt. Was für eine Chance gehört zu werden.

Alles ist gut, was Christus verkündet. Alles ist wertvoll, was Menschen dazu bringt, sich mit dem Glauben und seinen Inhalten zu beschäftigen.

Lassen Sie uns in Langweid mitmachen und Jesus und sein Evangelium verkündigen.

Amen