Markus, 10, 1 - 16

 

Liebe Gemeinde,

WWJD – What would Jesus do? Was würde Jesus tun? Hinter dem Slogan steht die Idee, durch solche Armbändchen erinnert zu werden, sich bei allem, was man tut, zu fragen, wie Jesus Christus in dieser Situation reagieren, handeln oder denken würde. Wer christliche Nachfolge ernst nimmt, muss sich immer wieder auf die Basis seines Glaubens besinnen und erinnern. Das gilt für Privatleute, und Geschäftsleute. Das gilt auch für Politiker, denen das christliche in ihrem Parteinamen wichtig ist. Wie würde Jesus mit der jeweiligen Situation umgehen? Wer wünscht sich nicht den Brief vom Himmel, um zu erfahren, was zu tun ist? Wie erfahre ich denn nun, was Jesus tun würde? Er ist ja nicht leibhaftig hier. Ich kann beten und hoffen eine Antwort zu bekommen. Sinnvoller scheint es mir in die Bibel zu schauen und in Gottes Wort um Rat zu suchen. In den Evangelien gibt es immer wieder Menschen, die zu Jesus kommen und ihn befragen. Diese haben ganz unterschiedliche Motivationen.

In unserem heutigen Predigttext wird Jesus auch gefragt. Hören wir den Text aus dem Markusevangelium.

Von der Ehescheidung

1 Und er machte sich auf und kam von dort in das Gebiet von Judäa und jenseits des Jordans. Und abermals lief das Volk in Scharen bei ihm zusammen, und wie es seine Gewohnheit war, lehrte er sie abermals. 2 Und Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau; und sie versuchten ihn damit. 3 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? 4 Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. 5 Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben; 6 aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. 7 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, 8 und die zwei werden "ein" Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern "ein" Fleisch. 9 Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. 10 Und daheim fragten ihn abermals seine Jünger danach.

11 Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe; 12 und wenn sich eine Frau scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie ihre Ehe.

Die Segnung der Kinder

13 Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. 14 Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.  15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

 

Liebe Gemeinde,

 

Jesus war mit seinen Jüngern unterwegs. Die Bibel sagt auch immer wieder genau, wo sie sich aufhielten. Jetzt waren sie wieder im Gebiet von Judäa. Auch hier liefen die Menschen in Scharen zusammen. Und Jesus lehrte sie. Das passte den geistlichen Führern der Juden nicht. Sie wollten Jesus provozieren und aus dem Konzept bringen. Und dadurch sollte er sich blamieren und das Volk wieder nach Hause gehen.

Na, welche Fragen denken sich die Pharisäer diesmal aus? Sabbatregeln? Krankenheilungen? Ehebruch? Ja, Ehebruch, das ist immer gut, um Menschen in Verlegenheit zu bringen.

Also, Jesus, was sagst Du denn? Dürfen sich Mann und Frau scheiden lassen?  Jesus lässt sich wie immer nicht aus der Ruhe bringen. Er antwortet mit eine Gegenfrage: Was sagt denn Mose, was sagt denn das Gesetz dazu? Ich lese Ihnen vor, was im 5.Mose, 24 steht:

1 Wenn jemand eine Frau zur Ehe nimmt und sie nicht Gnade findet vor seinen Augen, weil er etwas Schändliches an ihr gefunden hat, und er einen Scheidebrief schreibt und ihr in die Hand gibt und sie aus seinem Hause entlässt 2 und wenn sie dann aus seinem Hause gegangen ist und hingeht und wird eines andern Frau 3 und dieser andere Mann ihrer auch überdrüssig wird und einen Scheidebrief schreibt und ihr in die Hand gibt und sie aus seinem Hause entlässt oder wenn dieser andere Mann stirbt, der sie sich zur Frau genommen hatte, 4 so kann sie ihr erster Mann, der sie entließ, nicht wieder zur Frau nehmen, nachdem sie unrein geworden ist - denn solches ist ein Gräuel vor dem HERRN -, damit du nicht Sünde über das Land bringst, das dir der HERR, dein Gott, zum Erbe gegeben hat.

Was ist das Schändliche, das ein Mann an seiner Frau finden kann und ihm letztendlich das Recht sich von dieser Frau zu scheiden? Es wird nicht genannt und –ehrlich gestanden- im jüdischen Recht kenne ich mich nicht aus. Es scheint mir so als könnten es auch Kleinigkeiten sein. So ist der Mann hart zu seiner Frau, dass er sie entlässt. Davon scheint mir Jesus zu sprechen. Es gibt im 5. Mose auch einige Ehegesetze, die vorsehen, dass der Mann seine Frau nicht entlassen darf. Jesus kennt die Härte der Menschen. Gott hat dieses Gesetz geschaffen, um die Frau vor der Härte und der Willkür des Mannes zu beschützen. Jesus kennt auch den Anfang der Zeit. Und er weiß Gottes Pläne. Gott hat den Menschen als Mann und Frau erschaffen. Und als Mann und Frau gehören sie zusammen. Das ist Gottes Plan. Das ist Gottes Plan seit Anbeginn der Zeiten. Und dieser Plan hat sich nicht geändert. Zu Jesu Leibzeiten gilt dieser Plan immer noch. Was Gott zusammen gefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Im Gespräch mit den Jüngern erklärt Jesus genauer, was Ehebruch ist. Trotz der Scheidung brechen Mann und Frau die Ehe, wenn sie mit einem neuen Partner die Ehe eingehen. Da ist Jesus ganz deutlich und Missverständnisse gibt es hier nicht.

W.W.J.D. ? What would Jesus do? Was würde Jesus tun? Was würde er sagen, wenn er heute und hier in unserer Welt und Gesellschaft wäre? Schaffen wir die Grätsche zwischen Jesu Worten und unserem Erleben? Ehe und Scheidung gehören heute untrennbar zusammen. Ein Drittel aller Ehen werden wieder geschieden. Dass eine Ehe wieder auseinander geht, ist doch etwas Normales. Da sind die Beziehungen, derer die ohne Trauschein zusammenleben, gar nicht mitgezählt. Wie sieht es denn mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen aus? Wer sich nicht outet, ist ja gar nicht in. Manchmal habe ich das Gefühl sich zu outen, ist wichtig , um dazu zugehören.

W.W.J.D.? Was würde Jesus tun? Es tut leid, aber ich kann diese Spannung nicht auflösen.

In unserer Lebenswirklichkeit ist nun einmal so, dass Mann und Frau, oder Mann und Mann, oder Frau und Frau, zusammen sind oder sich trennen, grad wie es ihnen recht ist. Ob mit eigenen oder angenommenen Kindern. Ob mit oder ohne  Trauschein. Ich persönlich erlebe, dass es auch oft gute Gründe gibt, wenn sich Paare trennen und Ehen geschieden werden. Meine Geschwister sind auch beide geschieden. Und ich erlebe das als gut.

Laut Jesus sieht Gottes Ordnung etwas anderes vor. Gott möchte Leid vermeiden. Daher sieht er vor, dass Mann und Frau sich erkennen und zusammen ein Fleisch werden. Vielleicht ist es auch ein idealisiertes Bild, was Jesus malt. Aber ich denke, er akzeptiert nicht, die mehr oder minder faulen Kompromisse und Notlösungen, die wir uns gestrickt haben. Jesus denkt vom Ursprung her. Und er erinnert uns daran. So wie dieser Predigttext einfach heute dran ist. Nicht nur in diesem Jahr reiben sich die Menschen daran. Alle 6 Jahre wiederholt sich die Predigtreihe. Was können wir aus diesem Text lernen? Wir, heute, 2015? Jesus ist die Basis und Gottes Ordnung ist uns gegeben. Wir fragen uns, was Jesus tun würde, wenn er an unserer Stelle wäre. Ich lese, was Jesus tut. Er läßt die Kinder zu sich kommen. Er herzte sie –heißt es bei Luther – er legte ihnen die Hände auf und segnete sie. Ich erinnere mich an meine Hochzeit. Meiner Frau und mir wurden die Hände aufgelegt und wir wurden gesegnet. Eine Beziehung unter Gottes Segen, die wir nicht trennen sollen. Jesus möchte Segen und kein Leid. Segen für Eheleute und für Kinder. Das ist die Basis unseres Zusammenlebens: Segen und Vergebung. Denn wenn Menschen hart sind und sich nicht vergeben können oder wollen, dann ist es manchmal besser, wenn sich Menschen trennen. Sehen Sie sich Kinder an: Sie tun sich viel leichter mit dem Verzeihen. Selbst wenn sie gestritten haben, finden sie wieder zusammen.

Auch hier können wir lernen von Kindern: Nehmt Gottes Reich an wie die Kinder, sonst kommen wir nicht hinein. Das heißt heute für mich: Gottes Ordnung akzeptieren. Dem Vater vertrauen und mit meinen Mitmenschen gut auskommen. Das heißt nicht, dass wir nicht streiten dürfen, aber ohne gegenseitige Vergebung wird es nicht gehen. So beten wir es auch im Vaterunser: Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern. Wir leben aus der Vergebung unserer Sünden. Jeden Tag neu.

 

Ich wünsche uns, dass wir jeden Tag neu anfangen dürfen. Jesus hält uns die Tür auf. Machen wir Schritte aufeinander zu. Jesus hat nur Gutes für uns im Sinn. Seinen Segen.

 

So soll es sein. So spreche ich Amen.