Matthäus 11, 2 - 6 (7 – 10)

 

2 Als aber Johannes im Gefängnis von den Werken Christi hörte, sandte er seine Jünger

3 und ließ ihn fragen: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?

4 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: 5 Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt; 6 und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.

7 Als sie fortgingen, fing Jesus an, zu dem Volk von Johannes zu reden: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her weht? 8 Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe, die weiche Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige.

9 Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch: Er ist mehr als ein Prophet. 10 Dieser ist's, von dem geschrieben steht (Maleachi 3,1): »Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.«

 

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinen Wegen. Amen

 

Liebe Gemeinde,

 

Der Satz, der mich in den letzten Wochen begleitet und über den ihn nachdenke, ist: Bist du es, der da kommen soll? In wievielen Bereiche unseres Lebens taucht er auf.

In der Partnerwahl zum Beispiel. Ist er oder ist sie der Partner,die Partnerin,  mit dem ich mein Leben verbringen will? Ist er der Richtige? Ist er mein Mann fürs Leben? Sie kennen bestimmt den Spruch: Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet. Und wenn er nicht der Richtige oder sie die Richtige ist? Dann ist die Trennung ein heutzutage völlig normaler Weg.

Bist du es, der da kommen soll? Frage ich meinen neuen Kollegen, der helfen soll, um mich zu unterstützen. Welche Qualifikationen bringt er mit? Hoffentlich hat mein Chef den Richtigen ausgesucht? Wird er mir helfen oder wird er mir noch mehr Nerven und Kraft kosten? Wenn es dann nicht gut läuft, suche ich mir eben einen neue Stelle oder ich mobbe ihn raus. So einfach ist das.

Ja, auch in unserer Kirche, kann ich diese Frage stellen: Bist du es, der da kommen soll? Der neue Pfarrer? Der neue Bischof? Auf welche Wege werde ich, werden wir geführt?

 

In unserer Predigttext geht es um die Beziehung von Johannes dem Täufer und Jesus. Es ist schon ein eigenartiger Adventstext heute. Beide sind erwachsen. Johannes und Jesus sind Verwandte. Ich denke, sie kennen sich von kleinauf. Die Bibel erzählt von wenigstens 2 Begegnungen. Die erste ist vorgeburtlich. Die Mütter Elisabeth und Maria treffen sich. Und Elisabeth berichtet, dass ihr Kind (Johannes) vor Freude in ihrem Bauch hüpfte. Das ist doch Advent pur. Die Freude auf ein großartiges Ereignis. Ja auf die Geburt  Jesu Christi. Und es ist gut, wenn wir uns jedes Jahr anstecken lassen von die Unruhe, Ungeduld und Freude auf das grosse Fest. Die zweite Begegnung von Johannes und Jesus fand am Jordan statt: Jesus lässt sich von Johannes taufen. Und zugleich ein Bekenntnis Gottes zu seinem Sohn: Und es tat sich der Himmel auf und eine Stimme sprach: Siehe, das ist mein lieber Sohn, an dem ich meinen Wohlgefallen habe. Das haben Johannes und die anderen alle gehört.

Ich glaube, dass sich Johannes und Jesus auch öfter getroffen haben. Im Laufe eines Jahres sind die Familien zu den jüdischen Festen immer wieder nach Jerusalem zum Tempel gezogen. So ähnlich, wie es wir auch erleben. An Weihnachten, zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen.

 

Auf jeden Fall ist seit Jesu Taufe im Jordan einige Zeit vergangen. Jesus hat Jünger berufen und zieht mit ihnen durchs Land. Seim Wirken hat nicht nur begonnen, sondern ist in vollem Gange. Johannes sitzt im Gefängnis. Johannes ist schlicht und einfach angeeckt mit seiner Botschaft, die er verkündigt. Er hat auch den König nicht geschont, sondern auch ihm die Wahrheit gesagt. Die Wahrheit gefiel Herodes nicht, und so hat er Johannes ins Gefängnis werfen lassen. Ich vermute, dass Johannes in einem persönlichen Tief steckte und so noch einmal wissen wollte, woran er mit Jesus ist. Er schickt seine Jünger zu Jesus und lässt ihn fragen: Bist du es, der da kommen soll und sollen wir auf einen anderen warten? Vielleicht ahnt es Johannes schon. Er wird sterben. Er wird geköpft werden. Das macht auch einen Johannes Angst. Und er will sich vergewissern, ob er auf den richtigen Mann gesetzt hat. Johannes hat von der Werken Jesu gehört und er fragt einfach nochmal nach.

 

Und Jesu Antwort: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt; Das ist doch ungeheuerlich. Das hat die Welt noch nicht gehört. Jesus verändert die Welt. Jesus kehrt das Unterste zum Obersten. Er dreht alles um. Wir Menschen im Jahr 2014 lesen und hören das: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt; Das haben wir schon oft gehört. Für uns ist das normal. Aber für die Menschen in Israel vor 2000 Jahren war das revolutionär. Und wenn wir mal genauer darüber nachdenken, ist es das heute auch noch. Blinde sehen. Modernste OP Techniken beginnen das zu ermöglichen. Lahme gehen. Ja auch das geht manchmal. Tote stehen auf. Das soll wohl mal vorkommen, aber doch nicht bei uns. Armen wird das Evangelium gepredigt. Unsere Kirche steht allen Menschen offen. Da sind wir schon einen großen Schritt weiter. In 3 Jahren feiern wir das Reformationsjubiläum. 500 Jahre Thesenanschlag. Martin Luther wagt sich und fordert, dass die Heilige Schrift ins Deutsche übersetzt wird. Da war damals der Grund für Kriege. Das was Jesus sagt, ist revolutionär. Umkrempelnd, verändernd. Wann immer Jesus ins Leben kommt, in meines , in deines, dann verändert Jesus. Und zwar grundlegend. An Weihnachten, am Karfreitag, an Ostern und jeden neuen Tag, wenn du es willst.

Johannes sitzt schon im Gefängnis. Welches Ende Jesus nehmen wird, wissen wir auch. Auch Jesus eckt an. Das weiss er. Er sagt Johannes noch: und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.

Bei Jesus gibt es gewiss viele Gründe, worüber man sich ärgern kann. Selig ist jedoch der, der sich nicht an ihm ärgert. Jetzt weiß Johannes, dass er auf den richtigen Mann gesetzt hat.

Wie geht es uns? Wann stellen wir diese Frage an Jesus? Ich hoffe in jedem Advent! Wie soll ich dich empfangen und wie begegne ich dir? So hat Paul Gerhardt vor 400 Jahren gedichtet.

Wir warten auf Jesus. Wir warten auf das Kind in der Krippe – in ihm merken wir, dass Gott ein Mensch geworden ist – unschuldig und bedingungslos abhängig. Wir warten auf Jesus mit seinen Werken – mit der Hoffnung in diese Werken hineingenommen zu werden. Wir warten auf den leidenden Christus, der uns Menschen gleich geworden ist – in aller Angst und in allen Schmerzen. Wir warten auf den Auferstandenden – er ist uns vorangegangen durch den Tod. Wir warten auf Christus, der wiederkommt. In der Hoffnung und in der Gewissheit, der es ein ewiges Leben bei Gott geben wird. Ja, er ist der, der kommen soll. Wir müssen auf keinen anderen warten.

Und so können mit den Worten dieses Adventsliedes sprechen:

Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr.

 

So spreche ich Amen- das heißt: So soll es sein.

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!  Amen