Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

Liebe Gemeinde!


Es waren gerade erst drei Tage vergangen, seit den Israeliten die Flucht aus Ägypten in die Freiheit gelang, angeführt von Mose und dessen Bruder Aaron – da wurden sie schon unzufrieden (sie "murrten", übersetzte Martin Luther). Denn der Weg durch den Wüstensand war alles andere als leicht: Die Sonne brannte, nirgendwo ein schattiger Platz und kein Tropfen Wasser.
Die erste Durststrecke nach den wenigen Tagen Freiheit begann. Und als sie endlich eine Quelle fanden, war das Wasser bitter – "mara" heißt das hebräische Wort für "bitter", darum nannten sie den Ort Mara. Ein Stück Holz, das Mose in das Wasser warf, neutralisierte das Bitterwasser und machte daraus trinkbares Süßwasser.
Nicht lange danach stießen sie auf nicht weniger als 12 Wasserquellen, an denen sie ihren Durst stillen konnten, und 70 Palmbäume, die ihnen Schatten spendeten. Dort in Elim konnten sie sich einige Tage aufhalten und es sich sogar einigermaßen gemütlich machen. Das aus Ägypten mitgebrachte ungesäuerte - weil in der gebotenen Eile gebackene - Brot reichte noch eine Weile. So weit die Erzählung, die dem heutigen Predigttext vorangeht (2. Mose 15, 22 - 27).
Unser Predigttext steht im 2. Mose 16, 2 – 3, 11 – 18


[2] Und es murrte die ganze Gemeinde der Israeliten wider Mose und Aaron in der Wüste. [3] Und sie sprachen: Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben durch des HERRN Hand, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und hatten Brot die Fülle zu essen. Denn ihr habt uns dazu herausgeführt in diese Wüste, dass ihr diese ganze Gemeinde an Hunger sterben lasst. [ ... ] [11] Und der HERR sprach zu Mose: [12] Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sage ihnen: Gegen Abend sollt ihr Fleisch zu essen haben und am Morgen von Brot satt werden und sollt innewerden, dass ich, der HERR, euer Gott bin. [13] Und am Abend kamen Wachteln herauf und bedeckten das Lager. Und am Morgen lag Tau rings um das Lager. [14] Und als der Tau weg war, siehe, da lag's in der Wüste rund und klein wie Reif auf der Erde. [15] Und als es die Israeliten sahen, sprachen sie untereinander: Man hu? Denn sie wussten nicht, was es war. Mose aber sprach zu ihnen: Es ist das Brot, das euch der HERR zu essen gegeben hat. [16] Das ist's aber, was der HERR geboten hat: Ein jeder sammle, soviel er zum Essen braucht, einen Krug voll für jeden nach der Zahl der Leute in seinem Zelte. [17] Und die Israeliten taten's und sammelten, einer viel, der andere wenig. [18] Aber als man's nachmaß, hatte der nicht darüber, der viel gesammelt hatte, und der nicht darunter, der wenig gesammelt hatte. Jeder hatte gesammelt, soviel er zum Essen brauchte.


Nach zweieinhalb Monaten ging ihnen jedoch das Brot aus – und was sie sonst noch so zu "beißen" hatten. Wieder machte sich Unzufriedenheit breit. Die ganze Gemeinde lehnte sich gegen Mose und Aaron auf.  Ja, Hunger ist hart und lässt alles Andere schnell vergessen. So sehr waren sie von der augenblicklichen Not beherrscht, dass ihre Stimmung kippte und sie glaubten: In Ägypten waren wir zwar ohne Freiheit, waren Sklaven und mussten schuften, aber wir hatten wenigsten zu essen und zu trinken. Wären wir doch in Ägypten geblieben. Wären wir dort und nicht hier in der Wüste gestorben, so hätten wir wenigstens bis zuletzt keinen Hunger und keinen Durst leiden müssen.
Zweifel kamen ihnen, ob Mose und Aaron wirklich im Namen und Auftrag Gottes handelten. War es vielleicht nur die Abenteuerlust, die zwei Männer zu dieser waghalsigen Unternehmung trieb? Oder wollten sie sich damit einen Namen machen? Hatten sie Gott ins Spiel gebracht, um ihr Handeln zu rechtfertigen und die Menschen für ihre Sache zu gewinnen?
Überraschend konnten Mose und Aaron ihre Zweifel und Bedenken zerstreuen. Gott hatte ihr Gebet für das Volk erhört und Brot versprochen. Sie wagten zu sagen, dass Gott "Brot vom Himmel" regnen lassen wolle. "Am Abend werdet ihr merken, dass es Gott war, der euch aus Ägypten geführt hat, und nicht wir. Wir sind nur diejenigen, durch die Gott handelt. Und Morgen werdet ihr Gottes 'Herrlichkeit' sehen – in der hebräischen Ursprache heißt es wörtlich: sein Gewicht/seine Gewichtigkeit. Gott hat eure Beschwerden gehört und nimmt sie ernst. Kein Grund also, dass ihr euch über uns aufregt. Gott wird dafür sorgen, dass ihr am Abend Fleisch zu essen bekommt und am Morgen Brot."

Tatsächlich kam am Abend ein riesiger Schwarm Wachteln, die so niedrig flogen, dass die Hungrigen die Vögel leicht fangen konnten – das ist bis heute so. Am Morgen fanden sie etwas, was rund und klein auf dem Wüstensand dicht verstreut lag. "Manoman" – sie trauten ihren Augen nicht. "Man hu", auf Deutsch: Was ist das?, fragten sie einander erstaunt. Es ist das Brot, das euch Gott zu essen gegeben hat, antwortete Mose, und sie nannten es "Manna" – "es war wie weißer Koriandersamen und hatte einen Geschmack wie Semmel und Honig."
Sie konnten so viel aufsammeln, dass es für jeden Tag und für alle reichte. Niemand musste den anderen übervorteilen, sie mussten sich gegenseitig nichts wegnehmen – es war genug für alle da. Zu ihrem Erstaunen war es auch nicht nötig, Nahrung zu horten, es genügte, dass sie für jeden Tag sorgten, Gott gab ihnen das tägliche Brot.
Vierzig Jahre lang, während der gesamten Wüstenwanderung, konnten sie sich mit Manna ernähren, sie nahmen es dankbar aus Gottes Hand. So etwas ist niemals selbstverständlich, darum die Bezeichnung "Brot vom Himmel", geschenktes Brot, Brot der Liebe, der Liebe Gottes. Damit dieses Himmelsbrot nicht in Vergessenheit geriet, füllten sie damit einen Tonkrug voll auf. Auch spätere Generationen sollten wissen, dass Gott niemandem im Stich lässt.
Vielleicht haben wir es schon gespürt: Diese Bibelgeschichte gehört nicht nur einer fernen Vergangenheit an, sie ist trotz unterschiedlicher Zeiten und Lebenssituationen auch unsere Geschichte. Sie berührt unser Leben, weil Vieles uns mit den Menschen von damals verbindet.

Wenn ich an mich und meine Firma in München denke, die ich seit 2 ½ Jahren dort habe. Ich habe diesen Schritt gemacht, um mich finanziell auf sichere Füße zu stellen als zuvor. Nicht dass es mir schlecht ging. Nein. Aber meine Altersvorsorge war nicht gesichert und dass sollte meine Firma abwerfen, damit ich auch für meinen vor mir liegenden Ruhestand sorgen konnte. Leider hat sich der Erfolg noch nicht so eingestellt. Zu hoch sind dort die Kosten. Für Miete, für Werbung. Auch  Personal und Lieferanten wollen bezahlt werden. Da komme ich dann erst als Letztes dran. Aber meine Frau und ich durften erleben, dass Gott uns hilft. Wir nennen es unseren täglichen „ Esslöffel“. Es kommen konstant meine Kunden, es gelingt mir meine Rechnungen und Raten zu bezahlen. Wieder ein Abschluß. Puh. Wieder ein Esslöffel. Nicht, dass wir uns nicht über eine ordentliche Portion aus dem Schöpflöffel freuen würden, aber wir können uns auf unseren Esslöffel verlassen. Wie das Volk Israel. Gott sorgt für uns. Im Psalm 23 heißt es: Und schenkest mir voll ein. Er sorgt für uns – auch im Angesicht unserer Feinde.

Gott gibt uns, was wir zum Leben brauchen. Gott führt und leitet uns auf gute Wege. Wenn wir uns von Gott beschenken lassen, wird es uns an nichts, was wir wirklich zum Leben brauchen, fehlen.

Ich denke, auch an die Speisung der Fünftausend. Jesus macht sie alle satt. Er hat 5 Brote und 2 Fische. Und am Schluß bleiben 12 Körbe voll übrig. Gott gibt uns, dass was wir brauchen. Nicht zu wenig, nicht zu viel. Gerade recht. Ein Leben lang. Das ist ein Wunder, worüber ich staunen kann.

In Jesus gibt uns Gott "Brot vom Himmel". Jesus ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist und der Welt das Leben gibt, heißt es im Evangelium nach Johannes. Jesu Weg der Liebe mit Gott und den Menschen kann uns ahnen lassen, was es bedeutet, wenn wir Gott bitten: "Unser tägliches Brot gib uns heute".

So wollen wir im Anschluß miteinander Abendmahl feiern und spüren, wie freundlich, wie menschenfreundlich unser Herr und Gott ist.

Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie die Erfahrung machen können. Gott ist bei mir und er sorgt für mich. Jetzt und morgen, in guten, in weniger guten und in den schlechten Monaten meines Lebens.

So soll es sein – So spreche ich   Amen.