Jesaja 12, 1 - 6

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

 

Liebe Gemeinde,

 

heute ist der Sonntag Kantate. Das habe ich Ihnen gesagt und Sie haben es schon gemerkt. Heute geht es um das Singen. Ich habe bewußt Choräle vom Textdichter Paul Gerhardt ausgesucht.  Melodien und Texte, die schon viele Menschen ihr Leben lang begleitet, gestärkt und getröstet haben. Wie geht es Ihnen mit diesen Liedern? Als ich Frau Kaiser die Choräle für heute geschickt habe, schrieb sie: Das sind ja schöne Lieder. Als Kirchenmusikerin sind diese Choräle ein Teil ihres beruflichen Lebens. Das ist bei uns anderen hier wohl nicht so. Kennen Sie die Lieder, die wir gesungen haben? Warum singen wir eigentlich? Was ist Gesang?

Laut Wikipedia ist Gesang  wahrscheinlich die älteste und ursprünglichste musikalische Äußerungsform der Menschen. Ihr Instrument ist der menschliche Körper selbst. Dadurch können Seelisches und Emotionales unmittelbar zum Ausdruck kommen. Ich denke, der Gesang ist der Ausdruck von Menschlichkeit schlechthin. Zu welchen Gelegenheiten singen Sie? Singen wir? Singen ist für mich etwas Elementares. Eltern und Großeltern singen die Babys in den Schlaf, Kinder singen je nach Gemütslage. In jedem Lebensalter wird gesungen, gesummt, bei Bedarf auch gegröhlt. Es ist so wichtig, dass wir diese Gabe nie verlieren.

 

Unser Predigttext aus Jesaja 12 ist ein Lied: Ich singe es nicht, aber ich lese die Verse vor:

 

Danklied der Befreiten

1 Am Tag deiner Rettung wirst du, Israel, singen: "Dich will ich loben, o Herr! Du warst zornig auf mich, doch dein Zorn hat sich gelegt, und du hast mich wieder getröstet. 2 Ja, so ist mein Gott: Er hat mich errettet und mir geholfen, ich vertraue ihm und habe keine Angst. Der Herr allein gibt mir Kraft. Denke ich an ihn, dann beginne ich zu singen, denn er hat mich gerettet." 3 Seine Hilfe gleicht einer sprudelnden Quelle. Voller Freude werdet ihr Wasser daraus schöpfen. 4 An jenem Tag werdet ihr sagen: "Lobt den Herrn, ruft in die Welt hinaus, wer euer Gott ist! Sagt den Völkern, was er getan hat! Rühmt ihn, und erzählt, wie groß und erhaben er ist! 5 Singt zur Ehre des Herrn, denn er hat wunderbare Taten vollbracht. Das soll auf der ganzen Erde bekannt werden. 6 Ihr Einwohner von Jerusalem, jubelt und singt, denn groß und mächtig ist der heilige Gott Israels, der mitten unter euch wohnt."

 

Durch Jesaja sagt Gott dem Volk Israel, dass die Exilzeit in Babylon vorbei gehen wird. Gott war zornig auf sein Volk, doch sein Zorn hat sich gelegt. Doch Gott hat sein Volk getröstet. Es darf in das Gelobte Land zurückkehren. Aus dieser Freude singen die Menschen. Sie loben Gott für das, was er getan hat. Ich stelle mir vor, dass wir Gott loben für das, was er für uns getan hat. Natürlich machen wir das im Gottesdienst. Aber rufen wir es auch in die Welt hinaus? Das ist doch Gottes Auftrag an uns. Wir sollen weitersagen, dass er uns befreit hat. Seine Hilfe ist wie eine sprudelnde Quelle. Die Quelle ist der Ursprung eines Baches , eines Flußes,  eines Sees oder eines Meeres. Schöpferkraft pur. Aus dieser Quelle schöpfen wir. Voller Freude. „Loben zieht nach oben, danken schützt vor Wanken.“ „Loben zieht nach oben, klagen lässt verzagen.“  Gott will uns zu sich ziehen. Das ist die grosse Sehnsucht in unserem Leben. Gott will uns bei sich haben und wir wollen bei Gott sein. Ihr Einwohner von Jerusalem, jubel und singr, denn groß und mächtig ist der heilige Gott Israels, der mitten unter euch wohnt. Da geht der Blick schon bis ins himmlische Jerusalem am Ende der Zeiten.  Das ist unser Ziel. Das ist der Grund unseres Singens. Auch wenn uns nicht immer zum Singen zumute ist. Um Singen zu können muss ich loslassen. Ich kann loslassen: meine Sorgen, meine Trauer, meine Wut, meine Last und meinen Frust. Ich kann mir das alles von der Seele singen. Unser Singen hat eine Adresse: Das sind Gott und die Menschen mit denen wir leben. Unser Singen hat einen Auftrag.

Dieser kommt von Gott. Wir sollen singen und weitersagen.

 

Unser Predigttext richtet sich an das Volk Israel. Noch ist es in Babylon im Exil, aber es wird zurück in das Land der Väter kommen. Diese Bibelstelle hat aber noch eine weitere Ebene. Sie weist auf das Ende der Zeit hin. Die Taten unseres Gottes sollen auf der ganzen Erde bekannt werden. Das war damals noch nicht das Thema. Heute aber ist die Bibel in fast alle Sprachen der Menschheit übersetzt. Auch dieses Babylon, diese Sprachverwirrung wird einmal zu Ende sein. Eine Vorahnung haben wir beim ersten Pfingstfest bekommen als der Heilige Geist über die Apostel gekommen ist und alle Menschen, egal aus welchem Land, die Botschaft gehört haben. Die Sprache der Musik wird weltweit verstanden. Darum lasst uns singen.

Schließlich geht es in dieser Bibelstelle auch um Dich und mich. Gott hat Dich errettet und erlöst. Er hat Jesus geschickt, damit wir mit Gott versöhnt werden. Aus dieser Quelle der Liebe und Vergebung schöpfen wir jeden Tag wieder neu. Denke ich an ihn, fange ich an zu singen, denn er hat mich errettet. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich immer wieder anstecken lassen von der Begeisterung für unseren Herrn. Singen Sie und geniessen Sie den Gesang. Egal ob Sie alleine singen oder mit anderen Menschen zusammen. So wie jetzt im Predigtlied: Sollt ich meinem Gott nicht singen, sollt ich ihm nicht dankbar sein? Die Antwort geb ich mal weltlich: Wir lassen uns das Singen nicht verbieten.

 

Bitte singen Sie. Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.

Sagen und singen Sie es weiter, wie toll unser Herr ist.

 

So soll es sein. So spreche ich Amen.

 

 

 

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, regiere unsere Herzen, in Jesu Christus      Amen